2 Tage, 2 Länder, eine Nacht im Zelt und am Ende war es doch eine erfolgreiche Tour, die ich jederzeit wieder so machen würde…
Ich weiß nicht mehr, wann und wo genau ich über den Bärensteig im tschechischen Nationalpark Šumava gestolpert bin, aber die Bilder haben mich fasziniert und ich wollte dort unbedingt einmal hin. Zudem hatte ich einen Großteil meiner Ausrüstung erneuert, welche natürlich auch getestet werden wollte. Also hab ich mich an meinen Laptop gesetzt, recherchiert und schlussendlich meine Tour geplant. Hierfür nutzte ich, wie immer, Komoot.
Da mir die knapp 43 Kilometer für einen Tag zu viel sind, teilte ich die Route auf 2 Tage auf. Geschlafen haben Freya und ich im Zelt im Nationalpark Böhmerwald (Šumava), denn hier gibt es offizielle Zeltplätze. Ich bin von diesen sogenannten Notübernachtungsplätzen ein absoluter Fan, denn sie sind kostenlos und man muss sie nicht vorab buchen.
Während Tag 1 unserer Trekkingtour ausschließlich in Tschechien verlief, wanderten wir an Tag 2 auch durch den Nationalpark Bayerischer Wald. Natürlich waren auch ein paar unbeabsichtigte Abkürzungen und Umwege dabei ;-). Neugierig geworden? Dann komm mit.
Die Tour in der Übersicht:
- Gesamtlänge in Kilometer: 43,3
- Höhenmeter: 1300
- Besonderheiten/Schwierigkeiten: Rundtour; festes Schuhwerk sowie Trittsicherheit und gute Grundkondition notwendig; Leinenpflicht & Wegegebot (Nationalpark); viele Wasserstellen – die kleinen Rinnsale können bei längerer Trockenheit allerdings ausgetrocknet sein; Selbstversorger-Tour (Wasserfilter und Lebensmittel mitnehmen, nur wenig Einkehrmöglichkeiten); Beschaffenheit der Wege: von Haidmühle bis zum Anfang des Bärensteigs viel befestigte Wege, auch nach dem Bärensteig verläuft der Weg in Tschechien überwiegend auf festen (teils auch geteerten) Wegen, Tag 2 verlief überwiegend über Pfade/Trails, welche jedoch oft felsdurchsetzt und/oder wurzlig sind, der Aufstieg zum Adalbert-Stifter-Denkmal ist relativ steil, der Grenzsteig verläuft ausschließlich in der Sonne (Bäume gibts hier noch keine, nur Sträucher)
- Highlights: Schwarzenbergkanal, Oberes Portal des Schwarzenbergkanals, Jelení jezírko (See am Anfang des Bärensteigs), Bärensteig mit seinen ganzen Felsen, Plöckensteiner See, Adalbert-Stifter-Denkmal, Plöckenstein-Gipfel, Grenzsteig, Dreiländer-Eck, Bayerischer Plöckenstein, Dreisessel-Gipfel, Hochstein, Kapelle am Hochstein, Kreuzbachklause, Wasserfälle am Goldsteig, Wasserrad
- Frequentierung: in Tschechien sind viele Radfahrer unterwegs, da hier die Strecke viel auf befestigten Forststraßen verläuft, auf dem Bärensteig hab ich nur eine Familie getroffen, am Zeltplatz waren weitere Übernachtungsgäste, an Tag 2 hab ich vor allem ab dem Plöcksteingipfel viel mehr Wanderer getroffen, war aber auch teils alleine unterwegs
- Einkehrmöglichkeiten: in Tschechien: in Nové Údolí – dt. Neuthal (nahe am Start unserer Tour), in Jelení – dt. Hirschbergen OT von Nová Pec (direkt am Weg), Imbiss Hirschröhren (ca. 800 m vom Zeltplatz entfernt); in Deutschland: Berggasthof Dreisessel (direkt am Weg), Haidmühle (zum Ende der Tour) – bitte unbedingt die Öffnungszeiten beachten!
- Übernachtungsmöglichkeiten: Zeltplatz Pod Plešným jezerem (nur eine Trockentoilette, zwei Sitzmöglichkeiten und eine offene Schutzhütte mit ein paar Bänken); Toilettenpapier, Wasser sowie Lebensmittel müssen mitgebracht werden; kostenlos und ohne Buchung in der Zeit von 18 – 9 Uhr nutzbar – eine Übersicht aller Notübernachtungsplätze findet ihr hier
- Start: Parkplatz an der Grenze zwischen Haidmühle und Nové Údolí (Neuthaler Straße)
- Ziel: = Start
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Schuhe anziehen, Rucksack auf und los…
Nach einer rund dreistündigen Anfahrt erreichten Freya und ich am Dienstag, den 30.06.20 um kurz vor 10 Uhr den Parkplatz zwischen Haidmühle und Nové Údolí. Dieser Parkplatz ist Start und Ziel unserer zweitägigen Trekkingtour. Zuerst prüfte ich, wo ich einen Parkschein oder ähnliches herbekomme, denn am Parkplatz steht „Gebührenpflichtig“. Aber ich finde nichts. Das Häuschen scheint ziemlich verlassen, einen Parkscheinautomaten gibt es nicht und so hoffe ich einfach, dass mein Auto am nächsten Tag noch da steht.
Zugegeben, ein bisschen aufgeregt war ich schon. Schließlich war es unsere erste Tour, auf der wir nicht auf einem Campingplatz, sondern auf einem Notübernachtungsplatz im Nationalpark Böhmerwald zelten werden – und das diesmal alleine. Zudem galt es heute fast 26 Kilometer zu bewältigen, aber ich war hochmotiviert und verwarf einfach meine Gedanken, was alles passieren könnte.
Ab nach Tschechien
Gleich zu Beginn ging es über die Grenze und nach kurzer Zeit kommen wir am Notübernachtungsplatz von Nové Údolí vorbei. Es sind einige Radfahrer unterwegs, aber überwiegend Tschechen.
Wir verlassen den offiziellen Radweg und sind erst einmal sehr lange allein unterwegs, bis wir auf den Weg entlang des Schwarzenbergkanals gelangen. Diesem folgen wir bis zum Oberen Portal des Schwarzenbergkanals.
Komoot erlaubt sich einen Scherz und ist der Meinung, ich sollte hier durch (oder drüber) – beides ist allerdings nicht möglich. Also folgen wir dem offiziellen Weg und erreichen das beschauliche Örtchen Hirschbergen. Ein kurzer Verlauferer und wir sind wieder auf dem richtigen Weg. Nach etwa 13 Kilometer geht es dann endlich auf den Bärensteig.
Der Bärensteig
Zuerst geht es über Holzbohlen zu einem kleinen, sehr schönen See. Eine Picknickbank lädt zum Verweilen ein, aber wir haben gerade einmal die Hälfte unserer Tagesstrecke und so geht es schnell weiter.
Nachdem wir den See hinter uns ließen, wird der Weg etwas (sehr) matschig, denn es hat die letzten Tage relativ viel geregnet und außerdem scheint alles um uns herum Moor zu sein.
Auf dem Bärensteig geht es oft nochmal über Bohlenstege, aber auch über schöne Trails. Zudem warten auf den Wanderer zahlreiche Felsen und sogar eine Tafel, wo etwas über den Bärensteig geschrieben steht (leider nur auf tschechisch).
Irgendwo entlang des Bärensteigs gibt es einen Abzweig zum Bärenstein, welcher den Ort markiert, an dem vor vielen, vielen Jahren der letzte Bär in dieser Region geschossen wurde, aber diesen Stein finden wir nicht.
Nach knapp 6 Kilometer geht es dann über die üblichen tschechischen Forstwege weiter. Ich spüre meine Füße, meine Beine, meine Schultern – einfach alles und wir machen an einem Weiher eine kurze Pause.
Von Fluchen und sich selber hassen
Natürlich habe ich wieder einmal den falschen Weg gewählt, was ich aber zum Glück nach ein paar Meter bemerkt habe. Also zurück und auf den richtigen Weg ?. Ich sah eine Markierung, welche ohne erkennbaren Weg in den Wald führt. Komoot war auch der Meinung, ich sollte diesen Weg nehmen, aber irgendwie hab ich mich dann doch umentschieden. Auf der Karte suchte ich die schmalste Stelle heraus und wir stapften kurzerhand bergab einfach durch den Wald. Wir mussten durch Äste und Heide hindurch und ich hasste mich selber. „Warum muss ich mir eigentlich immer so einen Mist einfallen lassen?“ dachte ich mir. Ich war heilfroh, als wir wieder auf dem richtigen Weg waren. Allerdings haben wir uns tatsächlich dadurch satte 700 Meter Weg gespart (ich dachte, es wäre mehr gewesen ?).
Nach etwa 7,5 Stunden überquerten wir nochmal den Schwarzenbergkanal. Freya ging in einem Bach schwimmen und als wir beim Imbiss Hirschröhren vorbei kamen, erspähte ich das Schild „WC 800 m“. Damit muss wohl die Trockentoilette am Zeltplatz gemeint sein. Ich merke, wie lange 800 m sein können, wenn einem alles weh tut. Ich fluche ohne Ende vor mich hin und bin fast den Tränen nahe, weil ich mir wieder einmal denke, wie blöd man sein kann, sich sowas selber anzutun. Zum Glück ist niemand hier, der mich hört.
Endlich geschafft
26 Kilometer, zahlreiche Verlauferer, fix und fertig, aber glücklich, erreichen wir fast genau 8 Stunden nach unserem Start den Zeltplatz Pod Plešným jezerem.
Ich bin überglücklich, dass bereits andere Wanderer vor Ort sind, auch wenn diese überwiegend nur tschechisch sprechen. Ein junger Mann ist dabei, welcher aber auch etwas deutsch und englisch spricht und nachdem wir uns dann in einem Kauderwelsch aus Englisch und Deutsch kurz unterhalten hatten, baute ich unser Nachtlager auf, machte mir und Freya was zu essen und dann verkrochen wir uns auch schon in unser neues Zelt.
Die Nacht – stürmisch und viel zu kurz
Obwohl ich erst sehr spät eingeschlafen bin, wachte ich schon um halb 6 auf. Es war die Nacht über sehr windig (ich hörte etwas entfernt immer Äste brechen), was aber den Vorteil hatte, dass sich in meinem neuen Zelt keinerlei Kondenswasser gebildet hat. Mein tschechischer Zeltnachbar hat sein Lager schon komplett abgebaut und frühstückte noch, bevor er sich gegen 6 Uhr auf den Weg machte. 20 km wollte er heute gehen – so viel habe ich noch verstanden.
Als ich mich langsam wieder bewegen konnte (ich hatte übelsten Muskelkater) packte ich auch langsam zusammen. Das junge Pärchen, welches ebenfalls hier gezeltet hat, hatte ich noch nicht einmal gehört, als wir um 7:15 Uhr den Zeltplatz verlassen und uns auf den Weg machen.
Wann sind wir denn endlich oben?
Diese Frage stellte ich mir sehr, sehr oft. Denn gleich zu Beginn unseres zweiten Tages ging es quasi nur bergauf. Zuerst hoch zum Plešné jezero, auf deutsch Plöckensteiner See und anschließend über einen schmalen, wässrigen (uns lief das Wasser auf dem Weg entgegen), serpentinenartigen Steig zum Adalbert-Stifter-Denkmal.
Von hier aus hat man eine traumhafte Aussicht auf den Plöckensteiner See.
Ab jetzt wird es etwas (aber nur etwas) flacher. Wir wandern über Holzstege weiter und gelangen zum Plöckenstein-Gipfel. Wohlgemerkt zum tschechischen Plöckenstein. Hier treffe ich zum ersten Mal auf Deutsche. Nach ein paar Knipser geht es für uns auch schon weiter.
Grenzgänger auf dem Grenzsteig
Auf der Grenze zwischen Tschechien und Österreich geht es weiter. Rechts Tschechien, links Österreich – während in Tschechien die alten, vom Borkenkäfer „getöteten“ Baumgerippe stehen, bietet sich auf der anderen Seite ein weiter Ausblick. Heute freue ich mich sogar richtig über den Wind, der uns um die Nase bläst, denn Schatten gibt es hier keinen.
Obwohl wir schon fast 3 Stunden unterwegs sind, schaffen wir kaum Kilometer. Der Weg ist um einiges anspruchsvoller, verläuft dieser doch fast ausschließlich auf steinigen, wurzeligen Pfaden und natürlich hatten wir auch schon fast die kompletten Höhenmeter des heutigen Tages hinter uns. Zum Glück gibt es unterwegs so viel Wasser für Freya, dass ich den Liter für sie quasi umsonst schleppe…
Die Wiese ist voller Wollgras und wir erreichen das Dreiländereck (D-CZ-A) . Ich gehe (unfreiwillig) auf die Knie. Eigentlich wollte ich nur mein Stativ für ein Foto aufstellen, aber der Rucksack war wohl etwas zu schwer und ich kippte nach vorn. Kriegsverletzung Nr. 1 – ein aufgeschlagenes Knie. Das Foto wars aber wert ;-).
Diesmal ging es nicht, wie bei unserer letzten Tour über das Steinerne Meer, sondern weiter über den Grenzsteig zum Bayerischen Plöckenstein.
Nach einem netten Plausch mit zwei älteren Herren machten wir uns an den kurzen Abstieg, nur um anschließend wieder steil zum Berggasthof Dreisessel aufzusteigen. Diesen kurzen Abschnitt habe ich verflucht. Ich musste mehrmals eine kurze Pause einlegen und als ich dann im Biergarten einen freien Tisch erspähte, war es geschehen. Ich entschied mich für eine Einkehr. Als ich gerade mein Essen bestellte, bemerkte ich etwas im Schuh und ehe ich mich versah, hatte mich bereits eine Wespe gestochen und flog davon. Kriegsverletzung Nr. 2 – Wespenstich. Das Essen schmeckte trotzdem.
Den Aufstieg auf den Dreisessel-Gipfel ersparte ich uns und auch den Hochstein haben wir dieses Mal nicht erklommen. Ein Foto von unten gibt’s trotzdem. Und auch bei der Kapelle waren wir kurz.
Von nun an gings bergab und auf bayerischer Seite weiter
Aber zum Glück nur unser Weg und nicht unsere Laune – naja, zumindest teils. Beim Abstieg bemerkte ich, dass mir solche Wege bergauf weniger „Probleme“ bereiten – sprich, ich lauf sie schlichtweg doch lieber hoch, auch wenn ich dabei mehr fluche. Aber bergab muss man dann doch wesentlich mehr aufpassen, damit man auf den nassen, glitschigen Steinen nicht ausrutscht.
Wieder einmal versuchte uns Komoot über eine alte Rückegasse zu leiten, aber nicht mit mir. Ich kannte den Weg vom letzten Jahr und entschied mich einfach auf meinem jetzigen Weg zu bleiben, um dann auf die Forststraße zu gelangen. Noch nie habe ich mich so über einen breiten, festen Weg gefreut wie jetzt.
Über die offizielle Goldsteig-Route geht es zur Kreuzbachklause. Freya geht baden, ich setz mich kurz hin und dann gehts ab Richtung Haidmühle. Naja, fast.
Auf der Karte hatte ich mir noch die Wasserfälle herausgesucht. Kurzum, der Weg ist ziemlich besch…, die Wasserfälle nicht sonderlich spektakulär und wieder einmal schimpfe ich auf mich selber und kann kaum glauben, dass diese Route zum Goldsteig gehört (doch, tut sie).
Wieder auf dem breiten Weg angelangt, kommen wir zu einem schönen Wasserrad. Natürlich wieder kurz verlaufen und dann geht es schon wieder nach oben. Ich hasse diese Anstiege, aber er war zum Glück nicht so lang.
Nachdem wir den Wald verlassen hatten, mussten wir (nein, wir durften – also ich zumindest) auf einer geteerten Straße nach Haidmühle, von wo aus wir auch die letzten 1000 Meter auf Teer bis zum Parkplatz liefen – hier stand auch glückerweise noch mein Auto – ohne Strafzettel. Und obwohl der heutige Tag mit seinen 17 Kilometer um einiges kürzer war, wie der vorherige Tag, haben wir trotzdem 8 Stunden gebraucht.
Fazit zur Tour:
Es waren zwei wundervolle Tage. Der Bärensteig ist super abwechslungsreich und verläuft (für Tschechien eher ungewöhnlich) über Pfade. Obwohl ich auf diesem Zeltplatz schon einmal war, war es diesmal eine komplett andere Route und ein anderes Erlebnis. Angst hatte ich übrigens keine, denn die Tschechen sind sehr nett ?.
Tag 2 hat mir von der Beschaffenheit der Wege etwas besser gefallen, auch wenn es gerade auf dem Grenzsteig kaum Schatten gibt und der Anstieg am frühen Morgen, sowie der steile Aufstieg zum Dreisesselhaus wirklich krass waren.
Wer sich nach ein bisschen Wildnis-Feeling sehnt, der kommt hier auf seine Kosten (zumindest teilweise), denn Zivilisation gibt es nicht viel, auch wenn man durch die ganzen Touris, Radfahrer und Wanderer selten ganz alleine ist. Pflicht sollte ein Mückenspray sein, denn die kleinen Biester sind hier fast überall (die Stiche hab ich nicht mehr gezählt). Außerdem wäre eine Sonnencreme gut im Gepäck, ich hab mir nämlich ziemlich die Nase verbrannt.
Was würde ich ändern? Hm… Genau betrachtet – gar nichts, obwohl ich mich vermutlich noch nie so sehr selbst für meine Planung gehasst habe ;-). Wenn ich allerdings den Weg bei den Wasserfällen vorher gekannt hätte, wäre ich auf dem Forstweg geblieben. Außerdem hilft es wirklich, wenn man sich ein wenig mit Karten auskennt und sich nicht nur auf die Navigation via App verlässt.
In diesem Sinne sage ich „Bis bald und auf zum nächsten Abenteuer“!