Auf gehts zu unserer zweiten (und leider auch schon wieder letzten) Etappe auf dem Jura-Gebirgsweg (Markierung Gelbkreuz). Da der kurze Fernwanderweg in der Hersbrucker Schweiz nur etwa 44 Kilometer misst, ist er in zwei Tagen gut machbar. Wer obendrein noch gern „allein“ ist, der kommt beim Jura-Gebirgsweg voll auf seine Kosten, denn ziemlich bekannt ist die Route auf der Fränkischen Alb nicht und somit auch nicht stark frequeniert.

Nachdem wir Tag 1 ja nicht wie geplant mit einer Nacht im Zelt beendeten, sondern zuhause geschlafen haben, starteten wir heute (Donnerstag, 03.09.2020) gegen 9:45 Uhr direkt wieder von unserem gestrigen Etappenziel in Engelthal. Immerhin hat es geklappt, dass wir die Route an zwei aufeinander folgenden Tagen laufen konnten und der Wettergott meinte es heute auch wieder gut mit uns. Zudem hatte ich meinen schweren Trekkingrucksack zuhause gelassen, dafür aber diesmal meine Trekkingstöcke dabei.
Eine Frage schwirrte mir jedoch immer noch im Kopf herum: „War es gestern die richtige Entscheidung, uns abholen zu lassen, oder hätte ich wohl doch noch den Traum-Zeltplatz gefunden?“ – die Antwort folgte relativ zügig, nachdem wir Engelthal hinter uns ließen…

Allgemeine Infos zur Tour:
- Gesamtlänge in Kilometer: 18
- Höhenmeter gesamt: 390 bergauf, 240 bergab
- Besonderheiten/Schwierigkeiten: festes Schuhwerk von Vorteil; gute Grundkondition notwendig; Etappen-/Streckentour; nicht kinderwagen-/hundebuggygeeignet; der Weg rund um den Hansgörgel ist teils felsig – Vorsicht bei Nässe; Wasserstellen für Hunde gibt es kurz nach Engelthal am Bach, in Reichenschwand gibt es eine Art Brunnen und davor einen Bach (Vorsicht Biber) – dennoch bitte genug Wasser mitnehmen; der Anstieg auf den Großen Hansgörgel ist ziemlich lang; der Weg an sich ist technisch einfach
- Wegearten: überwiegend breite Frost-, Wald- und Wiesenwege, außerhalb der Ortschaften wenig Asphalt, aber auch wenig Trails
- Highlights: Großer Hansgörgel
- Einkehrmöglichkeiten: Engelthal, in Henfenfeld gibt es einen Bäcker, in Reichenschwand, Schloßberg
- Übernachtungsmöglichkeiten: mit Zelt: nur Biwakieren bzw. Wildzelten möglich; Hütten, Pensionen/Hotels: Schlosshotel Doremero Reichenschwand – leider habe ich auch hier nicht mehr gefunden, schaut euch gerne selbst nochmal um und sagt mir bescheid, dann ergänze ich die Liste hier mit euren Vorschlägen.
- Start: Engelthal (Friedhof)
- Ziel: Schloßberg (Osternohe)
- Varianten: natürlich könnt ihr auch diese Etappe anders herum laufen.
- Frequentierung: Gering. Wir waren zwar unter der Woche unterwegs, aber generell scheint ja der Jura-Gebirgsweg nicht besonders frequentiert zu sein.
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Von Engelthal nach Henfenfeld
Kaum haben wir Engelthal hinter uns gelassen, wandern wir durch eine Landschaft aus Feldern und Obstbäumen. Verhungert wären wir auf jeden Fall nicht, wenn wir gestern Abend noch weitergelaufen wären, denn die Äpfel sind wirklich lecker. Das ist das schöne, wenn man im anfänglichen Herbst wandert – es gibt immer wieder frisches Obst am Wegrand.



Kurz bevor es in den Wald hinein geht, entdecke ich ein Hinweisschild an einem Baum. Eichprozessionsspinner… Die kleinen Biester sind nicht zu unterschätzen, aber zum Glück kamen wir unbeschadet durch den Wald – naja, zumindest fast.

Ich ärgerte mich nun doch ziemlich. Denn dieser Wald, kurz nach Engelthal, wäre perfekt für unser Zelt gewesen. Hier hätte ich mit Sicherheit ein schönes Plätzchen gefunden und wir hätten gleich früh morgens wieder auf den Weg gekonnt, ohne eine dreiviertel Stunde Anfahrt. Und ein Bach für die morgendliche Katzenwäsche wäre auch greifbar nah gewesen… So ein Mist!
Aber ärgern bringt nun auch nichts mehr. Wer weiß, was in dieser Nacht noch alles passiert wäre, nachdem an Tag 1 ja schon einiges schief gelaufen war. Und ein nasses Zelt einpacken ist auch ziemlich bäh – also einfach freuen, dass wir zumindest heute den Weg beenden können. Oder was meint ihr?




Auf dem Weg nach Henfenfeld begegnete mir nur eine junge Frau, welche auch sehr nach Wanderin aussah und zwei Reiter. Ansonsten hatten wir den Weg wieder für uns allein.
Von Henfenfeld nach Reichenschwand
In Henfenfeld führt der Weg leider etwas an der Straße entlang, aber das gehört eben bei solch einem langen Weg auch dazu, dass man ab und an mal in der Zivilisation landet… Dafür hatte Freya erneut die Möglichkeit zu baden und ich sah mir in der Zwischenzeit die Tafel mit Muscheln und Krebsen an.

Nachdem wir die Ortschaft einmal durchquert haben, deutete ich eine Markierung falsch und wir landeten beim Bahnhof – natürlich auf der falschen Gleisseite. Also wieder zurück, dann unter der Bahnunterführung durch und links. Schon waren wir wieder richtig.
Uns überholten ein paar (freundliche) Radfahrer, bis wir dann endlich wieder in einen Wald abbogen, den wir jedoch relativ zügig wieder verließen.


Es ging erneut über Felder und Wiesen. Neben uns ist ein kleiner Bach und ich erkannte ein paar kleine Dämme und Nagespuren am Ufer. Ein Biber! – freute ich mich. Und ein Schild bestätigte meine Vermutung.


Mit Reichenschwand erreichen wir die nächste Ortschaft und hier lasse ich mir den Apfel schmecken, den ich vorher noch von einem Baum „geklaut“ habe…
Wir laufen noch ein Stück an den Bahngleisen entlang und dann geht es bergauf… Sehr lange bergauf.

Nächster Halt – Der Hansgörgel
Der Aufstieg auf den Hansgörgel ähnelt einer „Never-ending-Story“. Auch wenn es der einzige nennenswerte Anstieg bei dieser Etappe ist, so verfluche ich ihn. Rund 2,5 Kilometer ist er lang und beinhaltet Steigungen von bis zu 17 %. Und das teils ziemlich lange.


Endlich verlassen wir den geschotterten Forstweg. Es geht noch ein Stück durch den Wald und dann erreichen wir ihn, den Großen Hansgörgel. Bin ich froh, dass wir den Anstieg hinter uns haben.
Wir sind zwar nicht allein, aber nachdem wir heute noch überhaupt keine Unterhaltung hatten ;-), tat das kurze Gespräch mit dem Herrn richtig gut.



Der Hansgörgel ist quasi das einzige Highlight, das wir heute auf unserer Etappe haben werden, aber der Weg ist das Ziel und der ist dennoch sehr schön und heute auch (bis auf der Anstieg) nicht besonders schwierig. So haben wir genug Zeit, uns auf die Dinge am Wegrand und den Weg selbst zu konzentrieren.
Endspurt
Wir wandern aus dem Wald heraus und dann geht es im Wechsel – mal übers freie Feld (natürlich auf einem Feldweg), mal kurz durch Wälder – über die Hochfläche nach Schloßberg.



Nach 2 Tagen, 45 Kilometer, 1260 Höhenmeter, ca. 10 Stunden reiner Gehzeit und mit einer Menge an schönen Eindrücken im Gepäck, haben wir den Jura-Gebirgsweg erfolgreich beendet.
Vielen Dank an Chriss, der uns an Tag 1 und an Tag 2 eingesammelt und zum Auto gebracht hat. Vielen Dank auch an alle Freunde und Bekannte, die uns immer bei unseren Touren (virtuell) begleiten, anfeuern und mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Ihr seid spitze!
Und nun schauen wir mal, was uns als nächstes einfällt :-). Bis bald.
Unser Fazit zum Jura-Gebirgsweg:
Der Jura-Gebirgsweg ist technisch sehr einfach, bietet aber dennoch Abwechslung. Gerade das stetige Auf und Ab bis Engelthal fordert einen doch ziemlich.
Für meinen Geschmack gibt es etwas zu wenig Trails und zu viele befestigte Forst-, Wald-, Wiesen- und Feldwege, aber das ist Geschmackssache und empfindet jeder anders.
Die Markierung war überwiegend super, lediglich bei dem längeren Wiesenabschnitt zwischen Bürtel und Heuchling hätte ich mir ab und an eine Markierung gewünscht. Kreuzungen waren aber vorbildlich beschildert.
Da nur wenige den Jura-Gebirgsweg an einem Tag schaffen werden, wären etwas mehr (hundefreundliche) Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Route wünschenswert. Schließlich will nicht jeder wildzelten – zumal es in Deutschland nicht erlaubt ist.
Wir hatten auf diesem kurzen Fernwanderweg zwei wunderschöne (Wander)Tage und das in herrlicher Ruhe, denn überlaufen ist dieser Weg auf keinen Fall.
Von uns gibts eine klare Empfehlung, wenn man von den begrenzten Übernachtungsmöglichkeiten absieht.
Weitere Impressionen:











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